Rückblick 2017

Vortrag im Barocksaal am Mittwoch, 11.10.2017 um 19:30 Uhr

 

Prof. Dr. Paul Rössler (Universität Regensburg)
„‘Rau, höckricht, hart und steif‘. Aichinger, Gottsched und die Oberpfalz im Schriftsprachreform-Diskurs um 1750.“

Am 31.03.2017 war der 300. Geburtstag von Carl Friedrich Aichinger. Der bedeutende Sprachwissenschaftler des 18. Jahrhunderts wurde in Vohenstrauß geboren und starb am 13.12.1782 in Sulzbach, wo er als Stadtprediger wirkte. Eine besondere Rolle kam ihm im spätbarocken Sprachenstreit um die Definition einer allgemein gültigen deutschen Schriftnorm zu. Die Kontrahenten waren dabei in den protestantischen Norden, der das ostmitteldeutsche Sächsisch favorisierte und sich um Johann Christoph Gottsched scharte und den katholischen Süden geteilt, der der oberdeutschen Schriftsprache anhing und dem Aichinger angehörte.
Auf einer seiner Bildungsreisen kam der angesehene Literat der deutschen Frühaufklärung aus Meißen auch durch die Oberpfalz. Im „Klag-Lied des Herrn Professor Gottscheds über das rauhe Pfälzer-Land in einer Abschieds-Ode“ überzog er die Oberpfalz mit polemischer Kritik, die Aichinger nicht unbeantwortet ließ.

Eintritt frei. In Kooperation mit der KEB Amberg-Sulzbach.

Lesung am Donnerstag, 28.09.2017 um 19:30 Uhr im Barocksaal

 

Akos Doma
"Der Weg der Wünsche"

Akos Doma ist 1963 in Budapest geboren und wuchs in Ungarn, Italien und England auf. Mit 14 Jahren kam er nach Deutschland. Nach seinem Abitur in Amberg, studierte er Anglistik, Amerikanistik und Germanistik in München und Eichstätt. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller übersetzt Akos Doma Werke von László F. Földényi, Péter Nádas oder Sándor Márai aus dem Ungarischen ins Deutsche. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise.
Sein letztes Buch „Der Weg der Wünsche“ (Rowohlt Berlin) hatte es im Herbst 2016 auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis geschafft. Der Roman ist biographisch gefärbt und befasst sich mit der Flucht seiner Familie von Ungarn über Italien in die Oberpfalz.
Akos Doma lebt heute als Schriftsteller und Übersetzer mit seiner Familie in Eichstätt.

In Kooperation mit der KEB Amberg-Sulzbach.
Gefördert im Rahmen des Grenzgänger-Programms der Robert-Bosch-Stiftung

Ausstellung vom 21. Mai bis 28. Juli 2017

 

Leibspeise - Seelenspeise
Geistige Nahrung aus Oberpfälzer Klosterbibliotheken

Essen ist viel mehr als nur die Aufnahme von Kalorien, Vitaminen und Mineralien. Es vermittelt uns Genuss, schafft Raum für Kreativität, stiftet Gemeinschaft und steht als Zeichen für göttliches Wirken und religiöses Heil.  In seiner lebensbestimmenden Bedeutung wird das Essen oft auch zur Metapher für Geistiges und Seelisches. Erlebnis-, Abenteuer-, Liebes- und Lebenshunger sind heutige Beispiele dafür.

Die Ausstellung „Leibspeise – Seelenspeise“ geht den Speisemotiven in den Beständen aus den ehemaligen Oberpfälzer Klosterbibliotheken nach.
In einer weitgespannten Themenpalette werden Brot und Fisch, Ei, Wildbret und Gewürz in weltlichen Zusammenhängen wie in ihrer geistlichen Symbolik dargestellt.
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Die Ausstellung im Barocksaal wurde am 21. Mai 2017 um 11 Uhrfeierlich eröffnet.

Der Kurator Dr. Georg Schrott hielt den Vortrag "Gruß aus der Küche. Appetizer zur Ausstellung".

Buchvorstellung und Lesung am Mittwoch, 26.07.17 um 19:30 Uhr

 

"Willst du von Krankheit bleiben frey, meid` Sorg, Zorn, Neid, Melancholey": Ernährung, Gesundheit und Tischregeln vor 250 Jahren.

Manfred Knedlik/Alfred Wolfsteiner

Buchvorstellung und Lesung aus
P. Odilo Schregers OSB "Speiß-Meister oder Nutzlicher Unterricht von Essen und Trincken"


Wie schmeckt ein Biber? Kann man sich einen Storch braten? Wie verbessert man die Qualität des Bieres? Warum ist Wasser so gesund? Wo wachsen die besten Weine? Was ist in den einzelnen Monaten zu beachten, um seine Gesundheit zu erhalten? Wie verhalte ich mich bei Tisch?
Auf diese Fragen und viel andere wusste der Ensdorfer Benediktiner P. Odilo Schreger (1697 - 1774) eine Antwort. Er gehörte mit seinem umfangreichen Oeuvre zu den populärsten Autoren des 18. Jahrhunderts. Seine Werke erfreuten sich noch Jahrzehnte nach seinem Tod großer Beliebtheit. Mit seinen Büchern wollte der gebürtige Schwandorfer gleichzeitig belehren wie unterhalten.

Mit seinem "Speiß-Meister" von 1766 stellt Schreger als vollständige Lebensmittelkunde nicht nur alle vor 250 Jahren in der Oberpfalz üblichen Lebensmittel und deren gesundheitliche Bedeutung vor, sondern er gibt auch viele Ratschläge, wie man seine Gesundheit erhalten kann. Dazu präsentiert er seinem Leser in drastisch-barocker Sprache konkrete Tipps, wie man sich etwa bei Tisch "richtig" verhält. Er belegt seine heute oft bis heute gültigen Gesundheitsratschläge mit ebenso unterhaltsamen wie kuriosen Beispielen. Schregers "Speißmeister" bildet damit bis heute für die Volkskunde und Ernährungsgeschichte der Oberpfalz eine nahezu unerschöpfliche Quelle. Der Speißmeister bildet als Vorläufer der bis heute ungebrochenen Welle an Koch- und Gesundheitsbüchern eine ebenso wohltuende wie unterhaltsame Alternative.

Der Germanist Manfred Knedlik stellte den geistlichen Autor und dessen medizinhistorischen Hintergrund vor, während der Schwandorfer Bibliothekar Alfred Wolfsteiner ausgewählte Passagen aus dem "Speißmeister" las.

Eintritt frei.
In Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung Amberg-Sulzbach

Lesung am Donnerstag, 20.07.2017, 19:30 Uhr

 

Anette Ruttmann
„Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“


Dies ist ein Satz  von Karl Valentin aus einem Dialog zwischen ihm und Liesl Karlstadt. Valentin war  in München zuhause, der Vater aber war aus Hessen, die Mutter aus Sachsen. Dies ist nur ein Beispiel literarischer Zeugnisse zum Thema Fremde. 1997 erschien ein Essay von Anette Ruttmann, in der sie die vielfältigen Aspekte des Fremdseins aufzeigt. Es ist eine Reise durch die Literatur, zu Ossip Mandelstam und Ingeborg Bachmann, zu Albert Camus und Wolfgang Koeppen und zu vielen anderen. Nach zwanzig Jahren ist dieser Text aktueller denn je. Die Autorin möchte in ihrer Lesung zeigen, welche Dimensionen das Fremdsein des Menschen annehmen kann und welche Möglichkeiten es gibt, diese Fremdheit zu überwinden und damit auch die Angst, die damit einhergeht.
Musikalisch begleitet von der jungen Sängerin Dima Maher Shimal aus Bagdad.
 

Vortrag am Donnerstag, 22.6.17, 19:30 Uhr

 

Dr. Marianne Rolshoven
Klimageschichte aus Klosterbüchern


Die Akademische Direktorin an der Katholischen Universität Eichstätt wertet Wetter- und Klimabeschreibungen aus, die in alten Klosteraufzeichnungen überliefert wurden. Dabei ist sie besonders am Zusammenspiel zwischen Natur und Kultur, vor allem im Umkreis der alten Klöster interessiert. So lassen sich Veränderungen des Klimas in vergangenen Jahrhunderten zurückverfolgen.
Sie geht auch auf eine Rarität besonderer Art aus dem Kloster Ensdorf ein. In der Provinzialbibliothek Amberg, deren Altbestand im Kern die Bücher aus den Oberpfälzer Klosterbibliotheken bilden, haben sich drei Sammelbände von Kalendern aus den Jahren 1740 bis 1800 erhalten, die tägliche Wetteraufzeichnungen aus der Hand eines Benediktinerpaters aufweisen. Akribisch beobachtet und dokumentiert er das Wetter in Ensdorf („nachts Mondlicht, weichwindig mit Sonnenblikken, …“) bis er 1799 im Wort abbricht.
Mit diesen Aufzeichnungen und solchen anderer Klöster befasst sich die Wissenschaftlerin in ihrem Vortrag. Dabei geht es ihr nicht nur um forschende Aufarbeitung, sondern auch um Anwendung. Von den alten Klöstern kann man den Wert von Stabilität und Elastizität lernen und für das eigene Leben umsetzen.

Der Eintritt ist frei.
In Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung Amberg-Sulzbach.

Vortrag am Donnerstag, 1.6.17, 19:30 Uhr

 

Manfred Knedlik
Protestantische Passionsspiele


Die Zahl der Polemiken gegen das geistliche Spiel des Mittelalters nahm im konfessionellen Zeitalter deutlich zu. Dennoch brach diese Spieltradition, insbesondere im süddeutschen Raum, mit Luthers Auftreten nicht gänzlich ab. Im Gegenteil beschäftigten sich auch protestantische Dramenautoren mit den zentralen Ereignissen des Heilsgeschehens und brachten das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi auf die Bühne. Zwei besonders markante Beispieltexte will der Vortrag von Manfred Knedlik in den Vordergrund rücken: das 1560 gedruckte Passionsdrama („Der gantz Passion“), das der berühmte Meister des Knittelverses aus Nürnberg, der dichtende Schuhmacher Hans Sachs, dem Rat der Stadt Amberg widmete, sowie das 1565 erstmals aufgeführte Passions- und Osterspiel („Ein schöne Tragedj von dem Leyden vnd sterben, auch die aufferstehung vnsers Herren Jesu Christi“) des Augsburger Meistersingers Sebastian Wild, das ein Jahrhundert später eine Grundlage des ältesten Oberammergauer Spieltextes bildete.

In Kooperation mit KEB Amberg-Sulzbach

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